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Die Feste und deren Bedeutungen

Japans Obon-Fest (Das Fest der Ahnen)

 

 
 
 

Grußwörter:
Shochuu ominmai, moshiagemasu!

 

 
Ich entschuldige mich für die große Sommerhitze und wünsche Ihnen von Herzen gute Gesundheit

 
 

Hintergrund
Das japanische Obon-Fest ist ein buddhistischer Feiertag und nach dem Neujahrsfest am 01.01. der zweitwichtigste Feiertag für die Japaner. Das Fest wird begangen, um die Ahnen zu ehren und der Verstorbenen zu gedenken. Nach buddhistischem Glauben kehren deren Geister einmal jährlich aus dem Jenseits zurück, um die Lebenden zu besuchen. Das ist die Zeit für alle Menschen, sich ihrer Ahnen zu besinnen.

Obon stammt ursprünglich aus den buddhistischen Mythen über das Leben des Mönchs Mokuren (sanskrit: Maudgalyana), ein Schüler Buddhas. Mit Hilfe seiner übersinnlichen Fähigkeiten entdeckte Mokuren, dass sich seine verstorbene Mutter in der Hölle befand und wegen ihrer früheren Sünden unter Hungerqualen litt. Er ging zu Buddha und bat ihn um Rat, wie er seine Mutter retten könne. Buddha

 
Bildquelle: http://blog.alldenka.jp/kubota/?p=1780

wies ihn an, den zahlreichen buddhistischen Mönchen nach ihrer Rückkehr von den Sommer-Exerzitien am 15. Tag des siebten Monats Opfergaben zu spenden. Mokuren befolgte den Rat, befreite seine Mutter von den Hungerqualen und rettete sie aus der Hölle, wodurch sie wiedergeboren wurde. Mokuren tanzte daraufhin mit beiden Händen winkend einen Freudentanz (Bon Odori: Bon-Tanz).

Im Lauf der Zeit bis heute entwickelte sich Obon in Japan zum Ahnen-Fest. Alle Mitglieder der verschiedenen Generationen einer Familie versammeln sich und begehen gemeinsam die Zeremonie, um der Verstorbenen zu gedenken und die Erinnerung an die Ahnen zu wahren.
 

 

Termine
In Japan wird Obon je nach Region unterschiedlich im Juli oder im August gefeiert. Hier die genauen Daten:
13.-16. Juli: Tokyo, Kanton-Region, Shizuoka, Nagoya
13.-16. August: im restlichen Land

Stellen Sie fest, wo Ihr Parnter sitzt. Wenn Sie sich nicht sicher sind, fragen Sie ihn/sie, wann er/sie das Obon-Fest feiert.

Was ist der Grund für die unterschiedlichen Termine?
Bevor 1873 (Meiji-Zeit) der westliche Kalender eingeführt wurde, fand das Obon-Fest im ganzen Land nach dem Mondkalender am 15. Juli statt (europäischer Kalender: August). Das Fest begann in der Regel bereits am 13. Juli und endete am 16. Juli. Nach Einführung des neuen Kalenders ergaben sich zwei Termine. Im östlichen Japan wie z.B. im Großraum von Tokyo, Shizuoka und Nagoy, feierte man das Obon-Fest im Juli und im übrigen Land, wie es die Tradition verlangt, im August. Eigentlich entspricht der Tag des 15.Juli im Mondkalender nicht dem Tag des 15. August. Um die Sache zu vereinfachen, übertrugen die Japaner den altkalendarischen 15. Juli einfach auf den 15. August im Neukalender.
 

 

Wie wird das Obon-Fest in Japan gefeiert?
Obon ist kein gesetzlicher Feiertag, das heißt es wird es ganz normal gearbeitet. Aber Obon fällt genau in den Zeitraum der japanischen Sommer-Schulferien, jährlich vom 14.07 bis 31.08. Viele Familien nehmen sich daher ein paar Tage frei und fahren in ihren Heimatort zurück. Der Festtag ist landesweit ein wichtiger Termin, den eigenen Herkunftsort und die dort lebende Verwandtschaft zu besuchen.

Das Obon-Fest findet zwar am 15.07. bzw. 15.08. statt, die Vorbereitungen dazu müssen aber unbedingt noch vor dem 13.07. abgeschlossen sein, nämlich die Grabstätten der Vorfahren gründlich zu säubern, sowie die Hausaltare herzurichten. Die Vorbereitungsrituale und Zeremonien variieren von Ort zu Ort. Generell besucht die gesamte Familie am Abend des 13. die Gräber ihrer Vorfahren und zündet dort eine Kerze an, um Seelen der Ahnen aus dem Jenseits zu empfangen. Mit der brennenden Kerze begleiten die Familienmitglieder die Ahnen auf dem Weg nach Hause. Es ist dabei sehr wichtig, dass die Kerze auf dem gesamten Weg vom Grab bis zum Haus nicht erlischt. Ansonsten könnte es sein, dass die Ahnen in der Dunkelheit den richtigen Weg nicht finden und sich verirren. Daher wird die Kerze zum Schutz vor Wind in eine Laterne gestellt. Wenn der Heimweg sich über eine längere Strecke hinzieht, nimmt man mehrere Kerzen mit. Als weiterer Wegweiser für die Ahnen wird außerdem hoch über dem Hauseingang oder Haustor eine große weiße Laterne aufgehängt, und zum Empfang werden in einer Schüssel getrocknete Schilfgras-Stängel verbrannt.

Auf dem Hausaltar, wo der Ahnen während des übrigen Jahres gedacht wird, und wo diese auch während des Fests wohnen, wird die Kerze aufgestellt und sollte bis zum 16. nicht erlöschen. Wegen möglicher Brandgefahr wird sie in der Nacht dennoch ausgeblasen und zum Morgengebet wieder angezündet. Die Lebenden verpflegen die Ahnen während ihres Besuchs mit Obst, Gemüse und Reiswein auf dem Alter. Da Obon eigentlich ein buddhistisches Fest ist, stellen anlässlich der Feier manche Familien neben dem gängigen Shinto-Hausaltar noch einen weiteren, buddhistischen Altar in einer anderen Ecke des Hauses auf. Religionen existieren in Japan sehr harmonisch miteinander.

Es ist Brauch, den Hausalter zusätzlich mit Gurken und Auberginen zu dekorieren, in die Bambusstöckchen wie Beinchen gesteckt werden, sodass sie Tieren ähneln. (Sho-ryo-uma), siehe Foto. Gurken symbolisieren Pferde, die die Geister schnell nach Hause bringen sollen, Auberginen stellen Ochsen dar, die sie langsam ins Jenseits zurück begleiten.

Bon Odori
Am 15.07. erreicht Obon den Höhepunkt. Viele Leute sind im leichten Sommer-Kimono (yukata) unterwegs. In allen Dörfern und Städten werden Volkstänze organisiert. Man tanzt entweder im Kreis auf einem Platz oder in einer Reihe auf der Straße. Überall wird frühzeitig angekündigt, wann die Tanzfeste stattfinden. Normalerweise beginnen die Tänze nach Dunkelheitseinbruch um 19:30 oder 20:00, und dauern ein bis zwei Stunden. Der jeweilige Platz bzw. die Straßen werden gesperrt. Bei diesen Gemeinschaftstänzen feiern dann alle zusammen die Rückkehr der Ahnen.

 
   

Sho-ryo-uma

Bilderquelle: Wikipedia

 

Toro Nagashi

 

Das große Feuer "dai" in Kyoto

 
 

Toro Nagashi (Laternen schwimmen lassen)
Am 16.07. endet das Fest damit, die Opfergaben in Lampions zu legen und diese in den Fluss zu setzen. Die Opfergabe wird am frühen Abend zusammen mit der Kerze in einem Lampion arrangiert, und man lässt sie die Flüsse hinuntertreiben. So will es der Brauch, damit das Bon-Feuer die Rückreise der Geister in die andere Welt beleuchtet. Die Opfergaben sind der Reiseproviant gegen den Hunger unterwegs. Heute ist es aus Gründen des Umweltschutzes verboten, Essen in die Lampions zu stellen. Stattdessen werden Papierlaternen immer beliebter.

In vielen Orten werden zusätzlich riesige Feuer entfacht. Das Bekannteste sind die fünf Daimonji-Bon-Feuer (Gozan-Okuribi) in Kyoto, insbesondere das Feuer in der Form des Zeichens für dai (groß) am Berg Nyoigadake in Higashiyama, siehe Foto. Zum Abschluss gibt es Feuerwerke.

Neben der Obon-Feier gibt es überall in Japan im August zahlreiche andere traditionelle Feste. Im September ist in Japan Erntezeit, und mit einem Fest erhofft man sich die Gunst der Götter und eine ertragreiche Ernte. Noch heute sind die Japaner trotz hoch entwickelter Wirtschaft und Technologie in vielerlei Hinsicht im Grund noch sehr bodenständig, traditionsbewusst und naturverbunden. Die Pflege der Verbindung zu den Ahnen, deren Verehrung, sowie die Weitergabe dieser Tradition an die nächste Generation ist nicht nur dem Einfluss des Konfuzianismus zu verdanken, sondern dient auch dem eigenen Interesse. Wie im Westen möchten Menschen in Fernost nach dem Tod von den Anderen nicht vergessen werden.
 

 

Was bedeutet das Fest in der Geschäftswelt? Wie sollten Sie es handhaben?
Nach dem Neujahrfest ist Obon das wichtigste Fest in Japan, ähnlich wie Ostern in Deutschland. Man nutzt diesen Anlass, um Verwandte zu besuchen und sie zu beschenken. Heutzutage hat sich daraus eine Geschenktradition in der Geschäftswelt entwickelt. Angestellte beschenken Vorgesetzte und Kunden zum Zeichen des Respekts und der Dankbarkeit. Auch beim Geschenkeaustausch zwischen Firmen wird nicht gespart. Obon ist so zu sagen ein guter Anlass, Kontakte mit Geschäftspartnern zu pflegen.

Zwischen Kollegen, Freunden und Partnern werden Karten mit Sommergrüßen ausgetauscht. Schicken Sie Ihren japanischen Partnern auch eine schöne Sommerkarte, wenn es geht mit der Post. Wählen Sie eine Karte oder Postkarte mit einem leichten, sommerlichen Motiv und hellem Farbhintergrund wie z.B. Blumen, ein Sommerblumenfeld, ein Schwan, oder anderes, was in Europa typischerweise den Sommer symbolisiert.

Verfassen Sie zuerst Ihre persönliche Nachricht, und schreiben Sie am Ende die folgenden Grußwörter.
Shochuu ominmai, moshiagemasu!
(Ich entschuldige mich für die große Sommerhitze und wünsche Ihnen von Herzen gute Gesundheit)

 

Zu Obon wünscht man sich traditionsgemäß gute Gesundheit, da es im Sommer in Japan sehr heiß sein kann, und man sich dadurch leicht eine Krankheit zuzieht.

Sie fragen sich vielleicht, warum Sie sich überhaupt entschuldigen sollen, wenn Sie den Anderen doch nur grüßen möchten. Dies liegt einfach an der spezifischen "Entschuldigungskultur" in Fernost. In Ostasien entschuldigt man sich aus Gewohnheit täglich mehrfach für alle möglichen Dinge. Betrachten Sie es als eine Höflichkeitsfloskel.

Eine derartige Entschuldigung hat nichts damit zu tun, ob man sich für einen Fehler entschuldigt, oder ob man an irgendetwas schuld ist. Der Kernpunkt liegt anderswo. Man entschuldigt sich beispielsweise im obigen Fall dafür, dass das Wetter zu heiß ist was bedeutet, dass einem der Andere deswegen leid tut. Selbstverständlich kann man nichts dafür, wenn eine Hitzewelle herrscht oder es gar regnet.

Japaner sehe darin eine nette Geste, die zeigt, dass einem das Wohlbefinden des Anderen am Herzen liegt. Das schafft ein gutes Gefühl und erhöht die Harmonie und Sympathie zwischen den Gesprächspartnern. Außerdem erkennt man daran auch, dass Sie eine Person sind, die Verantwortung tragen kann.

Wenn Sie keine Zeit finden, eine Karte zu versenden, dann schicken Sie eine Grußmail. Ein von Herzen kommender Gruß, egal in welcher Form, kommt immer gut an.

 

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